Schule und Proteste nach dem 7. Oktober in Israel – Besuch von Oren Lallo und Karen Saar aus Jerusalem

Symbolbild zum Artikel. Der Link öffnet das Bild in einer großen Anzeige.
to cope“ war das häufigste Wort der Vorträge von Oren Lallo und Karen Saar, die zehn Tage als Erasmus+ Gastdozenten an den Lehrstühlen für Didaktik der Geschichte, Sozialkunde und Religionspädagogik und mehreren Schulen über die Lage in Israel als Lehrer und Aktivistin berichteten. Oren meistert die Lage in seiner Jerusalemer ZIV High School nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober, indem er seinen Schülerinnen und Schülern samt den zwangseinquartierten Klassen aus dem zerstörten Kibbuz Dorot viel mehr psychologischer Betreuer als klassische Lehrkraft wurde. Er versucht die traumatisierten Kinder mit Ernteeinsätzen auf dem Land, mit Kunstaktionen und Gesprächskreisen trotz Krieg und Geiseldramen in der schulischen Kontinuität zu halten und damit zurandezukommen, dass Angst und Schmerz das Klassenzimmer beherrschen.
Seine Frau Karen ist demokratische Aktivistin, die Netanjahus Justizumbau seit vielen Jahren lautstark und mit Mitteln phantasievoller Mitbestimmung auf der Straße bekämpft. Als Mitarbeiterin der ACRI (Association for civil rights in Israel) nimmt sie es mit jeglicher Form von Ungleichheit auf, indem Menschenrechte für die Zivilgesellschaft in Gaza genauso eingefordert werden wie gegen übergriffige Polizei in der Westbank auf Protestierende vorgegangen wird. Karen Saars Schlussvortrag im Kollegienhaus der FAU Erlangen-Nürnberg hat im Beisein des emeritierten Menschenrechtlers Prof. Bielefeldt und des Antisemitismusbeauftragten Prof. Edzard große Resonanz bei den Studierenden der Geschichtsdidaktik im Hauptseminar der Initiatorin der Vortragsreise, Dr. Martina Switalski, hervorgerufen. Viele Anwesende kennen keine Jüdinnen oder Juden und haben sich jenseits der militärischen Nachrichten keine Vorstellung vom Zivilleben unter Sirenengeheul und Bunkergang vorstellen können. Oren Lallo und Karen Saar gaben beeindruckende Details zum Überleben und Bewältigen von Krisen und Kriegen weiter und stärken die Verbindung demokratisch-liberaler Kreise in Deutschland und Israel. Toda raba!
 
 
English version below
 
School and protests after October 7th in Israel – visit by Oren Lallo and Karen Saar from Jerusalem
to cope“ was the most common word in the lectures by Oren Lallo and Karen Saar, who spent ten days as Erasmus+ guest lecturers at the Departments of History Didactics, Social Studies and Religious Education and several schools in Nürnberg-Erlangen, reporting on the situation in Israel as teachers and activists. Oren is coping with the situation in his Jerusalem ZIV High School after the Hamas massacre on October 7th by becoming more of a psychological counselor than a traditional teacher for his students, including the classes from the destroyed Kibbutz Dorot that were forcibly housed there. He is trying to keep the traumatized children in school continuity despite the war and hostage dramas by helping them harvest in the countryside, with art projects and discussion groups, and to cope with the fact that fear and pain dominate the classroom.
His wife Karen is a democratic activist who has been fighting Netanyahu’s judicial overhaul for many years, loudly and using imaginative means of participation in the streets. As an employee of the ACRI (Association for Civil Rights in Israel), she takes on all forms of inequality by demanding human rights for civil society in Gaza just as she takes action against police abusive behavior against protesters in the West Bank. Karen Saar’s closing lecture in the Kollegienhaus of the FAU Erlangen-Nuremberg, in the presence of the emeritus human rights activist Prof. Bielefeldt and the anti-Semitism commissioner Prof. Edzard, generated a great response from the history didactics students in the main seminar of the initiator of the lecture tour, Dr. Martina Switalski. Many of those did not know any Jews and, beyond the military news, had no idea what civilian life was like with the wailing of sirens and bunker raids. Oren Lallo and Karen Saar shared impressive details about surviving and coping with crises and wars and strengthened the connection between democratic-liberal circles in Germany and Israel. Toda raba!