Eröffnung der Ausstellung „Völkermord an Rom:nja in der Ukraine 1941-1944“ und Austausch mit ukrainischer Delegation, 20./21. Oktober 2023

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Anlässlich des vom Auswärtigen Amt finanzierten internationalen Projekts zur Aufarbeitung des Völkermordes der deutschen Besatzer an Rom:nja in der Ukraine 1941-1944 (mehr Infos unter www.genocideagainstroma.org) reiste eine elfköpfige Delegation von ukrainischen Roma, NGO-Mitarbeiterinnen, Studierenden und Lehrkräften nach Berlin und Nürnberg. Das internationale Projekt wird vom Bildungswerk für Erinnerungsarbeit und Frieden e.V. Berlin getragen. Leonard Stöcklein, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl Didaktik der Geschichte, ist seit 2019 aktiver Teil des Gesamtprojekts zur Aufarbeitung des Völkermords an Rom:nja in Osteuropa. Der auf dem Gebiet der Ukraine renommierte Historiker Dr. Mikhail Tyaglyy und das Ukrainian Holocaust Research Center waren die wesentlichen Kooperationspartner bei der Recherche und Erstellung der Ausstellung.

Die Projektgruppe zu Gast an der EWF der FAU Erlangen-Nürnberg

In Berlin besuchte die Gruppe insbesondere Workshops zur Archivierung sowie digitalen Vermittlung (zB NS-Zwangsarbeitsarchiv FU Berlin), um die neu gewonnenen Erkenntnisse für die eigene Arbeit der Bewahrung der Geschichte des Völkermordes an ukrainischen Rom:nja fruchtbar zu machen. In Nürnberg stand für die Gruppe zunächst ein Besuch beim Landesverband Deutscher Sinti und Roma Bayern auf dem Programm. Im Gespräch informierten der zweite Vorsitzende Roberto Paskowski und der wissenschaftliche Mitarbeiter Thomas Höhne die Gruppe ausführlich über die Situation der seit dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflüchteten Rom:nja in Bayern sowie allgemeine Tätigkeitsfelder des Verbandes im Bereich der Erinnerungskultur und der Bekämpfung gesellschaftlichen Antiziganismus.

Am Tisch sitzend: Roberto Paskowski berichtet bei der Ausstellungseröffnung über die aktuelle Situation von aus der Ukraine geflüchteten Rom:nja

Am Abend wurde die Ausstellung „Völkermord an Rom:nja in der Ukraine 1941-1944“, die bereits in mehreren Städten in der Ukraine (u.a. Kiew) und Deutschland gezeigt wurde, nun in einer ehemaligen Villa Hermann Görings in Schwarzenbruck gezeigt. Die Villa ließ die Stadt Nürnberg als Residenz für die Zeit während der Reichsparteitage errichten. Heute wird die Villa von der Kultur- & Begegnungsstätte Villa Flaire vielseitig genutzt. Die Leiterin des Hauses, Lena Schenk, gab der Gruppe bereits eine Stunde vor offizieller Eröffnung der Ausstellung eine Führung über das Gelände und informierte über den historischen Ort. Über die Eröffnung der Ausstellung berichtete vorab die Lokalpresse. Hier: Ausstellung in einstiger Göring-Villa macht den Genozid an den Roma zum Thema | nn.de

Die Gruppe und die ehemalige Villa von Hermann Göring

Bei der Eröffnung waren nur geladene Gäste anwesend, darunter einige Gemeinderäte. An den beiden darauffolgenden Tagen erfreute sich die Villa großen Publikumsverkehrs aus dem Ort und der Umgebung. Für die anwesende ukrainische Delegation war die Eröffnung ein besonderer Moment, da viele der Ukrainer:innen an der Entwicklung und Umsetzung der Ausstellung, bspw. an den Interviews mit den Zeitzeug:innen oder der wissenschaftlichen Recherche, beteiligt waren. Redebeiträge hielten Roberto Paskowski, Frank Brendle (Bildungswerk für Erinnerungsarbeit und Frieden), sowie Tetiana Storozkho (TENET – Center for social transformations) und der Rom Volodymyr Shcherbakov. Hier ein Bericht des Abends in den Nürnberger Nachrichten: Villa Flaire zeigt Ausstellung zum Genozid an Sinti und Roma – N-LAND

v.l.n.r. Leonid Rota, Tetiana Storozkho, Volodymyr Shcherbakov

Am darauffolgenden Tag trafen sich alle Beteiligten an der EWF Campus Regensburger Straße der FAU Erlangen-Nürnberg, um in einem Workshop an Konzeption, Inhalten und Fragen der Umsetzung sowie Verbreitung didaktischen Materials zum Völkermord an Rom:nja in der Ukraine 1941-44 für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit zu arbeiten und zu diskutieren. Anschließend führte Leonard Stöcklein noch über das Reichsparteitagsgelände. Nach dem Besuch des Memorium Nürnberger Prozesse, der Straße der Menschenrechte des Architekten Dani Karavan und dem Denkmal für die im NS ermordeten Sinti und Roma fand der gegenseitige Austausch bei einem gemeinsamen Abendessen einen Ausklang.

Die Gruppe beim Rundgang über das Reichsparteitagsgelände auf der Zeppelintribüne