Ende der Zeitzeugenschaft? – Exkursion nach Augsburg
Das Seminar „Oral History im Geschichtsunterricht“ von Leonard Stöcklein führte die Teilnehmenden am 19. Mai nach Augsburg. Einerseits, um die Ausstellung „Ende der Zeitzeugenschaft?“ im Jüdischen Museum Augsburg Schwaben zu besuchen, andererseits für ein Gespräch mit einer Zeitzeugin der sogenannten „Zweiten Generation“ Marcella Reinhardt, die Vorsitzende des Regionalverbands Deutscher Sinti und Roma Schwaben e. V. ist.
Im Jüdischen Museum Augsburg erwartete Co-Kurator Frank Schillinger die Gruppe von Studierenden. Nach kurzen Schlaglichtern auf das Thema Oral History wurde in Kleingruppen zu verschiedenen Fragestellungen an den Multimediastationen der Ausstellung gearbeitet. Welche Erzählmodi sind zu erkennen? Welchen Eindruck vermitteln die Erzählenden in den Videos? Oder wie wird die Geschichte der Opfer von der nächsten Generation weitererzählt?
Eine daran anschließende Führung durch die Ausstellung selbst sowie eine Abschlussdiskussion über die Einsatzmöglichkeiten, Chancen und Grenzen der verschiedenen Modi, u.a. des polarisierenden Einsatzes von 3D-Hologrammen, rundete den Workshop ab. Der Workshop hat tagesaktuelle Fragen des Umgangs mit dem „Ende der Zeitzeugenschaft“ aufgeworfen, die nachhallen und vor allem im Rahmen des Seminars weiter diskutiert und vertieft werden.
Nach verdienter Mittagspause stand ein Treffen mit Marcella Reinhardt auf dem Programm. Sie ist Vorsitzende des Regionalverbands Deutscher Sinti und Roma Schwaben e. V. und bezeichnet sich selbst auch als Zeitzeugin der sogenannten „Zweiten Generation“. Frau Reinhardt ist die Tochter von Holocaustüberlebenden und widmet sich der Aufarbeitung und Anerkennung der Gräueltaten des NS-Regimes gegen Sinti und Roma. Sie führte uns auf den Augsburger Nordfriedhof, auf dem sich zahlreiche Gräber von Opfern sowie Überlebenden des Holocaust, die der Gruppe der Sinti und Roma angehörten, befinden. Ebenso ist auf dem Friedhof eine Gedenktafel angebracht worden, die an die Opfergruppe der Sinti und Roma erinnert.
Den Abschluss der Exkursion nach Augsburg bildete der Besuch der „Halle 116“, die vom NS-Regime als KZ-Außenlager (zugehörig dem KZ Dachau) genutzt wurde. Heute befindet sich darin eine Ausstellung über die Geschichte der Sinti und Roma, die unter den Gräueltaten der Nationalsozialisten leiden und sterben mussten.
Benedikt Ziegler